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23.07.2024
Alex Lenhard
Wir waren mit der Beratung sehr zufrieden, alle Fragen konnten geklärt werden. Haben ein gutes Gefühl mit der Wahl unserer Versicherungen. Vielen Dank an Mirko,der sich viel Zeit genommen hat.
In den meisten Bundesländern werden angehende Lehrer, sog. Lehramtsanwärter oder Studienreferendare, nach wie vor verbeamtet, so auch hier in Nordrhein-Westfalen. Für die Versicherung im Gesundheitswesen gilt also das Gleiche wie für alle anderen Beamten auch: Sie haben die grundsätzliche Wahl zwischen der gesetzlichen Versicherung und einer sogenannten beihilfekonformen Krankenversicherung in der PKV. Wenn du selbst vor der Entscheidung stehst, ob du dich im Referendariat als Beamter lieber privat oder gesetzlich krankenversichern möchtest, solltest du zwei Punkte unbedingt beachten: die unterschiedliche Funktionsweise der beiden Systeme und deinen Beihilfeanspruch. Beides erklären wir dir im Folgenden.
Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) funktioniert nach dem Umlageverfahren. Junge, meist gesündere Beitragszahler, finanzieren die älteren Menschen, die in der Regel häufiger zum Arzt gehen. Der Beitrag richtet sich dabei primär nach deinem Einkommen. Es gilt hier der Grundsatz: Je mehr du verdienst, desto höher ist dein Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung und umgekehrt. Lediglich durch den kassenindividuellen Zusatzbeitrag unterscheidet sich der Beitrag der unterschiedlichen Krankenkassen ein Stück weit. Die Leistungen in der gesetzlichen Kasse sind dabei weder wählbar noch garantiert. Bei steigenden Kosten im Gesundheitsapparat (und die Kosten steigen hier seit Jahren kontinuierlich) hat der Gesetzgeber neben der Erhöhung der Beiträge auch die Möglichkeit, die Leistungen zu kürzen. Bekannte Beispiele sind hier die Zuzahlung bei Medikamenten oder Krankenhausaufenthalten. Möchtest du als Beamter auf Widerruf bessere Leistungen, benötigst du eine private Zusatzversicherung (z.B. für Zahnersatz, professionelle Zahnreinigung oder die freie Arzt- und Krankenhauswahl).
In der privaten Krankenversicherung (PKV) ist das System ein völlig anderes. Die Leistungen deiner Tarife bekommst du bei Vertragsabschluss verbindlich zugesagt. Du kannst dich entscheiden, welche besonderen Leistungen du möchtest und der Versicherer hat keinerlei Möglichkeiten, diese im Nachhinein zu deinem Nachteil zu verändern. Der Beitrag richtet sich dabei nicht nach deinem Einkommen, sondern nach deinem individuellen Risiko für den Versicherer. Besonders relevant sind dein Alter, dein Gesundheitszustand bei Abschluss der privaten Krankenversicherung, die von dir gewünschten Tarife, sowie die Höhe deiner staatlichen Beihilfe. Die PKV ist mit ihren speziellen Tarifen für Beamte in der Regel die deutlich bessere Wahl im Vergleich zur GKV. Arzneimittel bedürfen meist keiner Zuzahlung, im Krankenhaus wirst du im Einbettzimmer untergebracht und vom Chefarzt behandelt und auch bei Zahnersatz leistet deine private Krankenversicherung in der Regel eine hohe Zuzahlung. Weitere Vorteile sind beispielsweise Behandlungen durch Heilpraktiker oder andere alternative Mediziner, die von der gesetzlichen Krankenversicherung nicht oder nur in geringem Umfang bezuschusst werden. Eine private Krankenkasse bildet darüber hinaus Alterungsrückstellungen, die den Beitrag im Alter stabil halten sollen.
Grundsätzlich gilt es also abzuwägen, welchem System du dich als Beamtenanwärter anschließen möchtest. Während du als gesetzlich Versicherter relativ einfach zwischen den verschiedenen Krankenkassen hin und her wechseln kannst, solltest du dich, sofern du dich für eine private beihilfekonforme Krankenversicherung entscheidest, schon sehr früh auf einen langfristig geeigneten Versicherer festlegen. Wechsel zwischen Versicherern in der privaten Krankenversicherung sind zwar grundsätzlich möglich, jedoch musst du bei jedem Wechsel eine erneute Gesundheitsprüfung über dich ergehen lassen und das höhere Eintrittsalter im neuen Tarif führt tendenziell zu einer höheren monatlichen Prämie. Je nach Ausgang der Gesundheitsprüfung des Versicherers (zum Beispiel Barmenia, DBV, Debeka oder R+V) können deine PKV-Tarife außerdem mit einen Risikozuschlag versehen werden. Lege dich daher möglichst schon vor Beginn deines Referendariats auf die für dich passenden Tarife bei einem guten Versicherungsunternehmen fest. Gerne vergleichen wir für dich die Leistungen und monatlichen Beiträge der günstigen Anwärtertarife und deinen Versicherungsschutz nach der Zeit als Beamtenanwärter.
Wie eingangs schon ein paar Mal angeschnitten, gibt es als Referendar / Beamter noch einen weiteren Pluspunkt für die private Krankenversicherung: Hier bekommst du Beihilfe. Das heißt, dass dein Dienstherr (bei Lehramtsanwärtern und Studienreferendaren üblicherweise das Bundesland, in dem sie beschäftigt sind) bereits einen Großteil deiner Krankheitskosten übernimmt. Privat versichern brauchst du dich also nur noch für den verbleibenden Teil, der nicht von der Beihilfe umfasst wird. Wenn du dich für die gesetzliche Krankenversicherung entscheidest, verfällt dein Beihilfeanspruch und du musst den vollen Beitrag deiner gesetzlichen Krankenkasse selbst bezahlen. Wie hoch dein individueller Anspruch auf Beihilfe ist, hängt im Wesentlichen von drei Faktoren ab: deinem Familienstatus, der Zahl deiner Kinder und deinem Beihilfeträger. Da Referendare in den meisten Fällen noch unverheiratet und kinderlos sind, beträgt der Beihilfesatz in den meisten Bundesländern 50%, so auch in NRW. Ergo brauchst du nur noch für die verbleibenden 50% eine private Krankenversicherung für Referendare.
Grundsätzlich gilt: Hast du dich einmal für die private Krankenversicherung entschieden, so verbleibst du auch in diesem Versicherungs-System. Doch keine Sorge: Es gibt eine Vielzahl von Gründen, die dir den Wechsel zurück in die gesetzliche Krankenversicherung ermöglichen. Solltest du bspw. nach dem Referendariat als Lehramtsanwärter nicht verbeamtet werden, sondern eine Stelle als Vertretungslehrer oder als anderweitig Angestellter im öffentlichen Dienst oder der Privatwirtschaft annehmen, so bist du in der gesetzlichen Krankenkasse pflichtversichert, sofern du unter 55 Jahre alt bist und dein Einkommen unterhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze liegt. Da das Einkommen von Berufsstartern in den meisten Fällen unterhalb dieser Grenze liegt, ist der Wechsel von der PKV zurück in die GKV nach dem Vorbereitungsdienst oft sehr einfach möglich. Im Falle eines Systemwechsels sind neben der Berücksichtigung von Kündigungs- und Anzeigepflichten noch ein paar weitere Details wichtig. Beispielsweise solltest du deine Tarife in der PKV auf Anwartschaft umstellen, um dir zu günstigen Beiträgen das Recht zu sichern, später - beispielsweise bei Antritt deiner Planstelle als Beamter auf Probe - ohne Gesundheitsprüfung in die PKV zurückzukehren.
Im Jura-Referendariat wirst du in NRW aktuell nicht verbeamtet. Verbeamtungen für Juristen im Referendariat finden nach unserem Kenntnisstand in Hessen und Mecklenburg-Vorpommern statt. Als Angestellter mit einem Einkommen unterhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG) von aktuell 64.350 EUR (Stand 2022), was auf Referendare also wohl in jedem Fall zutrifft, darfst du nicht in die private Krankenversicherung wechseln und kannst deinen Versicherungsschutz durch einen Wechsel der gesetzlichen Krankenkasse optimieren.
Nicht zuletzt aufgrund der besseren und garantierten Leistungen, der Beihilfe und der günstigen Tarife speziell für Beamte auf Widerruf hat die private Krankenversicherung für Referendare erhebliche Vorteile im Vergleich zu den gesetzlichen Krankenkassen. Wenn du nach dem Referendariat als Angestellter tätig bist, hast du außerdem in vielen Fällen die Möglichkeit, die private Krankenversicherung wieder zu verlassen und in die gesetzliche Krankenversicherung zurückzukehren. Das Referendariat kann sich daher gut eignen, die Beihilfe und die PKV als Beamter auszuprobieren. Die privaten Versicherungen stellen angehenden Beamten bei Vertragsabschluss diverse Gesundheitsfragen, sodass nicht für jedermann ein Wechsel in das private System möglich ist. Solltest du jedoch die Chance haben, dorthin wechseln zu können, so ist nicht nur der Anspruch auf Beihilfe, sondern auch dein vertraglich zugesichertes Recht auf die vereinbarten Leistungen ein gutes Argument für die private Krankenversicherung für Beamtenanwärter. Noch ein Tipp zuletzt: Jede Gesellschaft geht anders mit deinen Vorerkrankungen um. Lass dich daher nicht nur zu den für dich wichtigen Leistungen beraten, sondern auch deine individuelle Voranfrage stellen. Nur so weißt du schon vor Vertragsabschluss ob und wenn ja, zu welchen Konditionen du gute Konditionen für deine Beamten-Krankenversicherung bekommst.
Geschäftsführer • Leiter Beratung Beamte & öD • Finanz- & Versicherungsspezialist
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